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Bremer Pflege-Initiative gegen den Fachkräftemangel

Bündnis unterzeichnet Nachfolge-Vereinbarung im Rathaus

Auf dem Arbeitsmarkt ist die Nachfrage nach Pflegefachkräften seit Jahren hoch, und offene Stellen im Gesundheitssektor lassen sich zunehmend schwerer besetzen. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Pflegebedürftigen zu. Verschiedene Prognosen zum Bedarf gehen alle in die gleiche Richtung: Es wird einen zusätzlichen Bedarf an Pflegekräften geben, nach Berechnungen der Bertelsmann-Stiftung aus dem Jahr 2012 liegt er bei rund einer halben Million bis zum Jahr 2030. Für Bremen ergibt sich daraus ein rechnerischer Bedarf von über 4.000 zusätzlichen Pflegekräften, sowohl in der Altenpflege als auch in der Krankenpflege, sowohl Helfer-, wie auch Fachkräfte.

Vor diesem Hintergrund haben sich vor fünf Jahren ein gutes Dutzend Partner zur „Bremer Pflege-Initiative gegen den Fachkräftemangel“ zusammengeschlossen. Im Kaminsaal des Rathauses hat am 21. Februar 2017 ein deutlich erweiterter Kreis feierlich eine Vereinbarung verlängert, die bereits im Oktober 2012 geschlossen worden war. Damit wollen sie dem Mangel entgegenwirken.

Vereinbart wurden zentrale Ziele – von der Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Pflege über die Durchführung eines Pflegemonitorings, um eine zuverlässige Datenbasis für die Zahl der notwendigen Ausbildungsplätze zu haben, bis zur Einführung eines Wiedereinstiegsmanagements für die Berufsrückkehr.

Unterzeichnung der2. Pflegevereinbarung

Anja Stahmann, Senatorin für Soziales, Jugend, Frauen, Integration und Sport, sagte anlässlich der Unterzeichnung: „Wir haben in den vergangenen viereinhalb Jahren viel erreicht. Allein die Zahl der Erstausbildungsplätze in der Altenpflege ist von 68 pro Jahr auf 250 gestiegen.“ Die Zahl der Plätze sei damit so schnell gewachsen, dass es kaum noch gelinge, sie alle zu besetzen.

„Die Kommunikation und der Dialog zwischen den Partnern sowie der Aufbau von modellhaften gemeinsamen Ausbildungen in der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege haben zu einem besseren gegenseitigen Verständnis und dadurch zu gemeinsamen Lösungen geführt“, bilanzierte Prof. Dr. Eva Quante-Brandt, Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Verbraucherschutz.

Dabei hat es schon in der ersten Phase der Bremer Pflege-Initiative von 2012 bis 2017 eine ganze Reihe von Maßnahmen gegeben: Ambulante Ausbildungsbetriebe sind beim Einrichten von Ausbildungsplätzen unterstützt worden; inzwischen existiert ein Ausbildungsfonds zur Refinanzierung der Ausbildungskosten; und in Zusammenarbeit mit dem Jobcenter wurde das Vorqualifizierungsprogramm „Pro Pflege“ durchgeführt. Es gibt Arbeitslosen mit Interesse an der Pflege aber ohne Vorqualifikation die Gelegenheit, sich in dem neuen Umfeld auszuprobieren. Außerdem gibt es jetzt einen Leitfaden zur Durchführung von Schülerpraktika in der Pflege, der helfen soll, Praktika als Werbe-Instrument für den Einstieg in den Beruf zu stärken. Zudem war die Bremer Pflege-Initiative eine wichtige Plattform, um die Zukunft der Ausbildung in den Pflegeberufen zu diskutieren. Einigkeit herrscht inzwischen darin, dass sie gestuft, durchlässig und kompetenzbasiert gestaltet werden muss.

„Wenn wir dem Fachkräftemangel in der Pflege begegnen wollen, müssen wir genügend Menschen für den Beruf gewinnen und qualitativ hochwertig ausbilden“, sagte Senatorin Stahmann. Das sei nur in enger Zusammenarbeit des Sozial- und Gesundheitsressorts mit den Partnern der Bremer Pflege-Initiative möglich. Senatorin Eva Quante-Brandt betonte: „Wenn wir Erfolg haben wollen, müssen alle gemeinsam dazu beitragen, dass die Arbeitsbedingungen für Pflegende und ihre Ausbildung richtig gut sind.“

Die bisherigen Partner der Bremer Pflege-Initiative sind neben den Senatorinnen für Soziales, sowie Wissenschaft und Gesundheit auch der Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen, der Magistrat der Stadt Bremerhaven, die Agentur für Arbeit sowie die Jobcenter Bremen und Bremerhaven, die Altenpflegeschulen im Land Bremen, die Arbeitnehmerkammer Bremen, der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V., die Krankenhausgesellschaft der Freien Hansestadt Bremen e.V., die Krankenpflegeschulen im Land Bremen, die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege Bremen e.V. und die Landesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe behinderter Menschen Bremen e.V.

In dieser Neuauflage der Bremer Pflege-Initiative konnte der Kreis der Unterzeichner von 14 auf 27 erweitert werden. Mit dabei sind jetzt auch die Senatorin für Kinder und Bildung, die Unternehmensverbände im Land Bremen, der Bremer Pflegerat (das ist die Dachorganisation für die verschiedenen Berufsverbände in der Pflege, Vertretung der Pflegekräfte und Lehrkräfte), die vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), die Gesundheitswirtschaft Nordwest e.V. (ein Netzwerk der Gesundheitswirtschaft, das mit dem Projekt „Social media platform“ und mit „pflege connection“ das Anwerben von Auszubildenden unterstützt); die Hochschule und Universität Bremen als wichtiger Unterstützer in der Ausbildungsreform; das IQ Netzwerk Bremen, das Migrantinnen und Migranten mit im Ausland erworbenen beruflichen Kompetenzen auf dem Weg in Ausbildung und Arbeit unterstützt; die AOK Bremen/Bremerhaven, Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek), BKK Landesverband Mitte, Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau als Kostenträger und Verhandlungspartner sowie der Verbund arbeitsmarktpolitischer Dienstleister in Bremen (VaDiB), der Qualifizierungsmaßnahmen im Auftrag von Jobcenter und Agentur für Arbeit durchführt.

Den Text der Vereinbarung finden Sie hier:
2. Vereinbarung der Bremer Pflege-Initiative (pdf, 2.4 MB)

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